Sie werden mit bestimmten Empfindungen kurz nach Eintritt des Todes konfrontiert sein. Wir werden auf Ihre emotionalen und körperlichen Reaktionen schauen, um Ihnen damit aufzuzeigen, dass Ihr bewegtes Inneres ein Teil jener Gesamtheit ist, die bei einem Todesfall unabdingbar dazugehört.
Jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf den Tod, und es ist wichtig, stets daran zu erinnern, dass es keinen richtigen oder falschen Weg gibt, um zu trauern. So sind unter Umständen einige der nachfolgend beschriebenen emotionalen und körperlichen Auswirkungen entweder bei Ihnen oder bei anderen Trauernden zu beobachten.
UNGLAUBE
Die erste Reaktion auf die Todesnachricht ist oft eine Ungläubigkeit. Man meint, das Geschehene sei nicht wirklich, sondern ein schlechter Traum, aus dem man erwachen möchte. Dieses Gefühl des Unglaubens kann Sie in der Anfangszeit begleiten.
SCHOCK
In einem Zustand des Schocks hat man das Gefühl, verwirrt oder betäubt zu sein, und man ist nicht mehr in der Lage, klar zu denken. In gewisser Weise schützt Sie ein Schock auch vor den vollen Auswirkungen der Todesnachricht. Diese gefühlte Taubheit beginnt nach ein paar Tagen oder auch erst Wochen zu verblassen, kann jedoch von Zeit zu Zeit wieder zurückkehren.
SEHNSUCHT UND SUCHE
Sie können ein starkes Gefühl der Sehnsucht nach der verstorbenen Person verspüren, indem Sie diese sehen, anfassen oder auch mit ihr reden wollen. Manchmal werden Sie dabei bemerken, dass Sie den Verstorbenen, den Sie vermissen, an Ihnen vertrauten Orten und bei Begebenheiten wiederfinden, die vergangene Tage in Ihrem Geiste wieder auferstehen lassen.
WUT
Auch dies ist eine normale Reaktion auf Ihren Verlust. Menschen sind oft wütend über Dinge, die sie nicht verstehen, über die Ungerechtigkeiten des Lebens oder einen Gott, der dies alles zulässt. Es ist auch üblich, dass man auf sich selbst wütend ist, auf die Familie und auf die Freunde, die während der Zeit der Betreuung von der Krankheit bis zum Tod Beteiligte waren. Sie können sogar auf den Verstorbenen wütend sein, dass dieser Sie verlassen hat. Ebenso einen Groll gegenüber dem Verstorbenen hegen, da er Sie zu Lebzeiten durch seine Krankheit oder Pflegebedürftigkeit an der Entwicklung Ihres eigenen Daseins gehindert hat. Durch Ihre Entbehrungen und Aufopferungen fühlen Sie sich um einen Teil Ihres Lebens betrogen. Selbst diese extremen Gefühle tragen zum Trauerprozess mit bei und sollten nicht unterdrückt werden.
SCHULD
Es ist eine Neigung des Menschen, immer und immer wieder über Ereignisse zu sinnieren. Trauernde Menschen beschuldigen sich oftmals selbst der Dinge, die sie getan oder nicht getan haben, weil sie etwas tun mussten, das durch die Situation erforderlich wurde. Wenn Sie das Gefühl haben, etwas unterlassen zu haben, das den Tod verhindern oder das Sterben hätte erleichtern können, ist es wichtig, daran zu denken, dass manchmal Entscheidungen getroffen werden müssen, über deren Konsequenzen Sie keine Kontrolle haben. Sie können sich dann in dieser schwierigen Zeit auf Ihre dereinstige Beziehung fokussieren und daran denken, dass glückliche aber auch unglückliche Zeiten das Merkmal einer jeden Beziehung sind. Schuldgefühle sind normal, wenn auch oft nicht gerechtfertigt.
ÄNGSTE UND BEFÜRCHTUNGEN
Angstgefühle nach einem Trauerfall treten sehr häufig auf. Sie können sich sehr verletzlich fühlen, verlieren das Vertrauen in sich selbst und die Welt. Die Angst um das Wohl der Anderen, dass auch diesen etwas Schreckliches zustoßen könnte, ist gegeben. Ebenso die Furcht vor wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die auf einen zukommen können. Die Angst davor und die Sorge, Kontrolle zu verlieren, lässt einen an seinen Fähigkeiten zweifeln. Ständige oder übermäßige Angst führt zu Panikattacken, die Ihr Leben schwer beeinträchtigen können. Dies dürfen Sie nicht zulassen.
DEPRESSION
Depression ist ein Gefühl überwältigender Trauer und Hoffnungslosigkeit. Man verliert das Interesse an allem, und die zu erledigenden täglichen Arbeiten werden zu einem unüberwindbaren Hindernis. Als andere Symptome können Schlaflosigkeit, Essensverweigerung, ständiges Weinen (oder auch die Unfähigkeit zu weinen) auftreten. Der Rückzug von Familie und Freunden, schlechte Konzentrationsfähigkeit und Antriebslosigkeit gehen oftmals damit einher. Auch Symptomatiken dieser Art sind vollkommen normaler Teil des Trauerprozesses und sollten daher in der Anfangsphase nicht übermäßig zur Besorgnis Anlass geben. Wenn diese Erscheinungen aber sehr intensiv werden und über einen langen Zeitraum anhalten, besteht die Gefahr einer Spirale, aus der es schwierig ist, ohne fremde Hilfe diese verlassen zu können. Wenden Sie sich in diesem Fall an einen Arzt oder suchen Sie das Gespräch mit einem Therapeuten, zu dem Sie Vertrauen haben.
VERZWEIFLUNG UND HOFFNUNGSLOSIGKEIT
Manchmal haben Sie das Gefühl, den Schmerz nicht mehr länger ertragen und den Verlust nicht überleben zu können. Es hilft, in dieser Verzweiflung jemand Vertrauten nah an seiner Seite zu wissen oder auch einen Arzt, der professionelle Hilfe bieten kann. Unüberlegte, im Affekt begangene Handlungen helfen niemals.
EINSAMKEIT UND BETRÜBNIS
Der Verlust einer besonderen Beziehung hinterlässt Gefühle von Einsamkeit und Traurigkeit sowie eine große Leere. Sie sind nun ohne diese Person, ohne deren Liebe, deren Verständnis, ganz ohne deren Sein. Andere in Ihrem Umkreis – mit ihren Partnern, ihren Familien – verstärken diese Gefühle noch. Durch Ihre Schwermut können sich Familie und Freunde allmählich zurückziehen, weil sie nicht mehr wissen, wie sie sich Ihnen gegenüber verhalten sollen. Wenn Sie einen engen Partner verloren haben, können Sie besonders einsam sein, weil Sie ohne die Person sind, mit der Sie bisher Ihre alltäglichen Aktivitäten geteilt haben.
ERLEICHTERUNG
Es ist normal, dass man sich erleichtert fühlt, wenn für eine Person das Leiden vorbei ist. Es ist ebenso normal, erleichtert zu sein, dass eine Person, mit der Sie eine schwierige Beziehung hatten, nicht mehr hier ist und Sie jetzt ein neues Leben beginnen können. Viele Leute meinen dann, dass es nicht richtig sei, derartige Gedanken und Gefühle zu haben. Dies kann zu Schuldgefühlen führen, aber auch dies ist ein natürlicher Teil der Trauerphase. Sie sollten eines jedoch nicht tun: sich eine Meinung oder ein Gefühl antrainieren, das nicht mit Ihrem tatsächlichen Ich übereinstimmt. Auch wenn dieses Ich Sie vielleicht erschrecken sollte, ist es dennoch ein Teil Ihres Selbst.
PHYSISCHE REAKTIONEN
Trauer betrifft nicht nur die Psyche, sondern auch die Physis. Gedanken und Gefühle haben Auswirkungen auf den Körper. Man könnte sagen, körperliche Reaktionen und Anomalien sind fleischgewordene Manifestationen mentaler Ursachen. Häufige Symptome sind Mangel an Energie, Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, innere Unruhe, Übelkeit, Magenschmerzen, Durchfall oder Verstopfung. Ebenso ein Engegefühl in der Brustgegend, Schwindel und Kopfschmerzen. Es hilft, zu verstehen, dass hier oftmals keine ernsthaften Krankheiten zu befürchten sind, sondern all diese Dinge Resultate einer Trauerreaktion sind. In der Regel beginnt auch bald darauf die Heilungsphase.
Seien Sie nicht erschrocken über die Intensität des Schmerzes, den Sie fühlen werden. Wenn jemand stirbt, der ein wichtiger Teil Ihres Lebens war, dann trauern Sie nicht nur um die Person, die gestorben ist, sondern auch um die Hoffnungen, Pläne und Erwartungen, die Sie mit und für diese Person hatten und die nun unerfüllt bleiben.
Trauer kann all Ihre Energie aufzehren und sämtliche Bereiche Ihres Lebens beeinflussen. Trauer kann eine sehr lange Zeit in Anspruch nehmen, und es gibt keinen festen Zeitrahmen, innerhalb dessen man erwarten kann, sich besser zu fühlen. Erst nach und nach wird die Intensität der Schmerzen abnehmen, wenn Sie mit der Trauer arbeiten. Allmählich werden Sie wieder beginnen, mit Hoffnung nach vorne in die Zukunft zu schauen.